Freiwilligkeit in der Sexarbeit erkennen – geht das überhaupt?

In regelmäßigen Abständen ist es Thema in Diskussionen und ich werde, wie viele meiner Kolleg*innen, oft gefragt, ob und wie man erkennen kann, dass ein*e Sexarbeiter*in ihren Beruf freiwillig und ohne Not ausübt.

Potentiellen Kund*innen und Nicht-Sexarbeitenden muss ich sagen:

Ihr könnt das nicht. Zumindest nicht zu 100%.

Nicht mal wir als Kolleg*innen können das bei allen Sexarbeitenden mit Sicherheit sagen, mit denen wir in Kontakt kommen. Deswegen sind das hier nur meine persönlichen Ansichten dazu, und diejenigen von anderen erfahrenen Kolleg*innen können durchaus davon abweichen. Behaltet das bitte im Hinterkopf. Auch wir sind uns nicht immer einig.

Es gibt aber einige Punkte, die darauf hinweisen, dass es sich eben nicht um Zwangsprostitution handelt. Aber erst mal ein bisschen was anderes vorneweg:

Ohne Not?

Die Formulierung „ohne Not“ ist schwierig. „Not“ kann eben auch bedeuten, dass man überraschend eine große Rechnung bezahlen oder eine Anschaffung tätigen muss, gerade den Job verloren hat und das Arbeitslosengeld nicht ausreicht (oder man gar keinen Anspruch darauf hat) oder ähnliches. Dann versuchen einige Menschen, das fehlende Geld mit Sexarbeit zu beschaffen. Zwar ohne Zwang durch Dritte und als bewusst getroffene Entscheidung, aber wenn es nicht gerade finanziell prekär wäre, würden sie sich vielleicht für einen anderen Weg entscheiden. Diesen Menschen würde es allerdings dann nicht sonderlich helfen, wenn man sie nicht bucht, weil man nicht unterstützen möchte, dass Menschen auch nur ansatzweise aus „Not“ der Sexarbeit nachgehen, denn sie brauchen ja das Geld.

Die wenigsten Sexarbeiter*innen würden ihren Job fulltime ausüben, wenn sie auf das dadurch erzielte Einkommen verzichten könnten. Es ist wie mit allen anderen Berufen auch – wir müssen arbeiten, um unseren Lebensunterhalt zu verdienen, unsere Miete und Lebensmittel bezahlen zu können. Das ist ein Sachzwang, dem die wenigsten von uns nicht unterliegen. Wie freiwillig Lohnarbeit insgesamt ist, das ist aber eine andere Diskussion und Frage, die nicht nur im Kontext mit der Sexarbeit behandelt werden sollte.

Armutsprostitution und Beschaffungsprostitution

Auch sogenannte Armutsprostitution wird als Not empfunden. Und da trifft das vermutlich auch überwiegend zu. Wer kurz davor steht, auf der Straße zu landen oder bereits wohnungslos ist, wer jeden Tag ums Überleben kämpft und die besten (schnellsten) Chancen, Geld zu verdienen, in der Sexarbeit sieht, der geht nicht wirklich dem nach, was wir im Allgemeinen unter selbstbestimmter und freiwilliger Sexarbeit verstehen möchten, auch wenn kein Zwang durch Dritte besteht. Die Möglichkeiten, Grenzen zu setzen und das Angebot selbst zu bestimmen, sind eingeschränkt, wenn man wirklich auf jeden Cent angewiesen ist. Dasselbe gilt auch für Personen, die der Sexarbeit nur nachgehen, um ihren Drogenkonsum zu finanzieren. Nichtsdestotrotz sind diese Personen nicht alle unmündig oder wollen „gerettet“ werden. Armut und eine Abhängigkeit von Drogen machen Menschen nicht grundsätzlich zu willenlosen Puppen. Jetzt hinzugehen und zu sagen „Die müssen zwangsgerettet werden! Wer die bezahlt, unterstützt das System, das müssen wir vernichten!“ ist nicht zielführend. Diese Menschen brauchen das Geld. So lange, bis es für sie eine andere Alternative gibt. Es hilft ihnen situativ nicht, ihnen die Möglichkeit wegzunehmen, das dringend benötigte Geld zu verdienen. Was helfen würde, wäre eine sichere Alternative, eine (gewollte) Therapie, finanzielle Unterstützung usw. Kein Verbot und der Entzug der letzten Möglichkeit, Geld zu verdienen, statt mit kriminellen Handlungen an Geld kommen zu müssen.

Edler Anschein und doch Zwang?

„Bei High Class Escorts kann man sich ja sicher sein, dass die das selbstbestimmt machen, oder?“

Dieser Satz begleitet die Frage, wie man erkennen kann, dass jemand freiwillig in der Sexarbeit arbeitet, sehr regelmäßig. Kurz und schmerzlos: Nein.
Man kann sich nicht grundsätzlich sicher sein, dass Escorts, die einen sehr hohen Preis aufrufen und nur in teuersten Hotels zu treffen sind, es auch zu 100% von sich aus und ohne Nachdruck von Dritten oder finanzielle Nöte machen. Niemand ist davor gefeit, sich zu verlieben zum Beispiel. Und wenn man sich dummerweise in einen sogenannten „Loverboy“ (ich nutze die Formulierung jetzt mal für alle Geschlechter) verliebt und dieser einem geschickt weis macht, dass ein luxuriöses Edel-Escort-Leben doch genau das Richtige ist, und außerdem fehlt es gerade an Geld, die Pflegeheimkosten der Oma, er hat gerade den Job verloren, es würde doch schon sehr helfen und das ist ja nichts verwerfliches, man steht ja nicht auf der Straße, und war Pretty Woman nicht ein total süßer Film? …

Na, ich glaube ihr wisst, worauf ich hinaus will.

Und auch bei sogenannten „High Class Escorts“ kann es mal zu finanziellen Engpässen kommen. Sie können eigentlich mit dem Job längst aufgehört haben wollen und machen ihn weiter, weil sie schlicht die Kohle gerade brauchen. Insbesondere, wenn sie sich an einen bestimmten Lifestyle gewöhnt haben. Auch im BDSM-Bereich kann so etwas übrigens vorkommen. Manche Kolleg*innen haben etliche berufliche Alternativen zum Domina/Dominus-Dasein. Andere nicht wirklich viele. Es ist also nicht automatisch so, dass ein*e Straßensexarbeiter*in es immer unfreiwillig macht, und „Edel-Escorts“ immer selbstbestimmt. Klar, die Wahrscheinlichkeit ist vermutlich etwas höher, aber auch hier gibt es keine 100%.

Nachdem wir das nun geklärt haben, zurück zur Frage des „wie“? Also wie kann man wenigstens so zuverlässig wie möglich erkennen, dass hier kein Zuhälter dahinter steckt und die Person ihren Job selbstbestimmt und aus freien Stücken ausübt?

Wie kann ich Freiwilligkeit erkennen?

Informiert Euch darüber, mit wem ihr es zu tun haben möchtet. Je anonymer Sexarbeitende werben, je weniger über sie und von ihnen zu finden ist (und damit meine ich nicht private Details!), desto schwieriger ist es, zu sagen, ob es jemand freiwillig macht. Nicht falsch verstehen – ich will damit keineswegs sagen, dass der anonyme und preiswerte Quickie mit einer netten Person vom Autostrich nie freiwillig ist! Nirgendwo anders behalten Sexarbeitende mehr von dem erarbeiteten Geld, als wenn sie selbstbestimmt auf der Straße arbeiten. Aber ihr wisst noch weniger über die Person, als wenn ihr es mit jemandem zu tun habt, der sich etwas sichtbarer präsentiert.

Ein paar Dinge, die darauf hinweisen, dass die Person es von sich aus macht:

Aktivismus

Sie/er ist aktivistisch tätig. Japp. Wer für bessere Arbeitsbedingungen für Sexarbeitende kämpft, wer sich mit anderen Sexworkern vernetzt und sich mit Sexarbeits-Gegner*innen öffentlich auseinandersetzt, der oder die wird das nicht deswegen tun, weil sie gerade Opfer von Menschenhandel ist und einen Pimp im Nacken hat. Das bedeutet nicht, dass sie das nie gewesen sein kann, das bitte nicht denken. Ich kenne auch Kolleg*innen, die über einen sog. „Loverboy“ zu dem Job kamen, sich irgendwann emanzipiert und befreit haben, und nun nur noch für sich selbst und nach den eigenen Regeln arbeiten.

Zuhälter*innen finden es gar nicht so toll, wenn die Sexarbeitenden sich vernetzen und gegenseitig stärken. Isolation ist das beste Werkzeug für Menschenhändler*innen.
Wer aktivistisch tätig ist und versucht, Lobbyarbeit zu betreiben, weiß in der Regel auch gut über die eigenen Rechte Bescheid, kennt Anlaufstellen, wenn Hilfe benötigt wird usw. Auch nichts, was der „freundliche“ Zuhälter von nebenan gerne sieht. Die Sexworker-Community ist der größte Feind von Menschenhändler*innen und Zuhälter*innen in meinen Augen.

(Und offensichtlich auch von Sexarbeitsgegner*innen, aber aus anderen Gründen.)

Ein sichtbarer Hinweis für Vernetzung auf einer Homepage wäre übrigens sowas hier:

Ich empfehle an dieser Stelle mal allen Kolleg*innen, die irgendwie zeigen möchten, dass sie selbstbestimmt arbeiten und sich vernetzt haben, eine Mitgliedschaft im BesD e.V. und diesen Hinweis auf ihrer Homepage. Das ist auch kostenfrei möglich, wenn es gerade knapp in der Kasse ist. Hier geht es zur Anmeldung: Berufsverband Sexarbeit – Mitglied werden

Homepage und Blog

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein*e Zwangsprostituierte*r eine eigene Homepage regelmäßig pflegt, ein ordentliches Impressum hat und immer wieder Texte über verschiedene Themen im Kontext des eigenen Berufes bloggt, die ist eher gering. Wer zur Prostitution gezwungen wird, soll Geld heranschaffen, nicht „unnützes Zeug“ schreiben, oder in irgendeiner Form „Kundenbindung“ über das eigentliche Angebot heraus betreiben. Ja, das könnte theoretisch alles auch von Zuhälter*innen gemacht werden. Aber denen geht es in der Regel um das schnelle Geld, welches sie den Prostituierten abnehmen, nicht darum, dass sie selber viel Zeit in Arbeit investieren. Ich halte es nicht für wahrscheinlich, dass die dann eine sehr individuelle Homepage mit Texten, die nicht copy and paste sind, pflegen würden.

Auch sogenannten „Armutsprostituierten“, also Menschen, die zwar nicht von Dritten zu dem Job gezwungen werden, aber nur deswegen der Prostitution nachgehen, weil sie sonst fast verhungern, unterstelle ich jetzt mal, dass für eine Homepage, regelmäßige Updates, Angebote und Blogtexte ganz sicher keine Zeit bleibt.

Social Media

Dasselbe gilt für Social-Media-Accounts. Natürlich könnten diese auch von Zuhälter*innen geführt werden. Aber wenn man Sexarbeitenden eine Weile folgt, sieht man doch schon, ob sie mit anderen Sexarbeiter*innen interagieren, auch mal andere Dinge schreiben als direkte Werbung, ob sie aktivistisch tätig sind, einer Sexworker-Organisation angehören usw.

Bedeutet dass, das Sexarbeiter*innen, die weder eine Homepage noch Social Media Accounts haben, automatisch Zwangsprostituierte sind? Nein! Aber die Frage war ja auch nicht „Wie erkenne ich Zwangsprostitution?“, sondern „Wie erkenne ich, ob es jemand freiwillig macht?“ und da sind diese Dinge schon ganz gute Hinweise.

Anzeichen

Nun möchte aber jemand bei einem spontanen Besuch im Laufhaus eine Dienstleistung in Anspruch nehmen. Man weiß also vorher nichts über die Person, möchte aber vermeiden, dass man eine Zwangslage ausnutzt. Wie bei allen anderen Fällen hat man auch hier nie eine 100% Sicherheit. Aber es gibt verschiedene Dinge, die darauf hinweisen, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Unter anderem können das folgende Anzeichen sein. Ich schreibe bewusst „können“ und ihr werdet gleich lesen wieso. Das ist nämlich alles gar nicht immer so deutlich auseinanderzuhalten:

Verängstigung und Desorientierung
Erschöpfung und Übermüdung

→ Das kann auch komplett andere Gründe haben, aber wenn man es mit völlig erschöpft, desorientiert oder verängstigt wirkenden Personen zu tun hat, stimmt auf die eine oder andere Weise etwas nicht. Dann sieht man davon ab, „durchzuziehen“, was man vorhatte. Wenn man wirklich gut drauf ist, lässt man der Person aber zumindest einen Teil des Geldes da. Sie wird froh sein, dass sie Einkommen hat, ohne noch erschöpfter zu werden.

Erfüllung aller Wünsche, ohne zu verhandeln

→ Wirklich alle Sexarbeitenden die ich kenne, haben Grenzen und bieten nicht alles an. Wenn absolut nichts abgelehnt wird, ist das schlicht und ergreifend nicht die Regel und ein Alarmzeichen in meinen Augen. Wobei auch da nicht zwangsläufig Zwang durch Dritte dahinter stecken muss. Es gibt auch psychische Baustellen, die sich in selbst-destruktivem Verhalten äußern. Oder man hat es wirklich mit einem absoluten Einzelfall zu tun. Daran glaube ich persönlich allerdings nicht so recht.

Verschlossene Räume
Überwachung
Überbringung durch Dritte

→ Ich glaube, das ist schon ein sehr deutliches Zeichen. Wenn Sexarbeitende buchstäblich „weggeschlossen“ sind, von Dritten überwacht oder gar zur Kundschaft gebracht werden, ist Rückzug angesagt. Da würde ich persönlich meinen Arsch drauf verwetten, dass Freiwilligkeit das Letzte ist, was die Personen zur Sexarbeit treibt.

Spuren von Misshandlung

→ Schwierig. Man kann nie genau wissen, ob jemand wirklich misshandelt wurde, und wenn ja, ob es überhaupt mit einem Zwang zur Prostitution zu tun hat, oder ob jemand sich blaue Flecken und Kratzer beim Sport oder bei einem Unfall geholt hat. Aber Fakt ist – sogar selbst bestimmte passive Kolleg*innen im BDSM-Bereich versuchen Spuren zu vermeiden, weil es potentielle nächste Kund*innen abschrecken könnte. Der oder die Sexarbeiter*in möchte also bestimmt nicht gerne so vor Euch stehen.

Anschein von Minderjährigkeit

→ Es gibt auch minderjährige Prostituierte, die den Job ohne Zwang durch dritte Personen angefangen haben. Es ist aber schlicht nicht erlaubt. Punkt. Egal ob durch Zwang oder nicht – Finger davon lassen, wenn ihr Euch nicht strafbar machen wollt.

Abgabe der Einnahmen an Dritte

→ Wenn ihr mitbekommt, dass der oder die Dienstleister*in ihre Kohle an eine dritte Person abgibt, ja, dann kann das schon ein guter Hinweis darauf sein, dass da ein*e Zuhälter*in im Spiel ist. Auf der anderen Seite könnte es auch einfach der Freund sein, der die Kohle sicher aufbewahrt, bis Feierabend ist, weil die Sexarbeitende Angst davor hat, ausgenommen zu werden. Ich glaube da kommt es darauf an, wie das Geld übergeben wird. Mit kurzem Küsschen und Lächeln? Vermutlich der Freund dem man vertraut. Unwillig und zögerlich, oder mit ablehnendem Gesichtsausdruck? Eher wahrscheinlich, dass es sich dabei um den Zuhälter handelt. Sicher ist aber auch das nicht.

Unkenntnis von Rechten und Pflichten als selbstständig Tätige
Mangelndes Wissen über Gesundheitsschutz

→ Beides ist öfter der Fall als man denkt, sehr oft bei Personen, die die deutsche Sprache noch nicht so gut beherrschen, und es ist auch bei freiwilligen Sexarbeiter*innen keine Seltenheit. Kann es ein Zeichen für Zwangsprostitution sein? Ja. Aber es ist kein eindeutiges Zeichen. Manche Menschen denken sich einfach, dass sie damit schnell und unkompliziert Geld verdienen können, fangen an und informieren sich nicht weiter.

Man sieht also, es ist nicht einfach zu erkennen, ob ein Mensch zur Prostitution gezwungen wird. Ich rate deswegen dazu, nach Anzeichen der Freiwilligkeit und nicht nach welchen von (vermeintlichem) Zwang zu suchen. Von der Idee, dass man doch im persönlichen Gespräch schon herausfinden würde, ob jemand gezwungen wird, von der solltet ihr Euch aber verabschieden. Manche Menschen wissen (noch) nicht, dass sie es eigentlich mit einem Loverboy und nicht dem liebenden, aber leider in finanzielle Nöte geratenen Partner zu tun haben. Und Personen, die wirklich gezwungen werden und Angst vor dem oder der Zuhälter*in haben, werden alles daran setzen, dass ihr es nicht bemerkt.

Noch abschließend eine Anmerkung: Auch wenn ihr beinahe zu 100% sicher seid, dass ihr über einen Fall von Menschenhandel gestolpert seid, rennt nicht blind und ohne nachzudenken zur Polizei! Ihr wisst nichts über die Person. Wisst nicht, ob sie damit rechnen muss verfolgt und bedroht oder gar verletzt oder getötet zu werden, wenn jemand die Polizei heran ruft. Ihr wisst auch nicht, ob die Person vielleicht gar nicht legal in Deutschland ist, eventuell abgeschoben würde und das um jeden Preis vermeiden möchte.

Leider kann ich da keinen Rat zur richtigen Herangehensweise geben, so gern ich das tun würde. Klar könntet ihr versuchen, die Person darauf anzusprechen. Diskret, unter vier Augen. Fragen, ob sie Hilfe braucht und in welcher Form. Aber rechnet nicht damit, dass ihr mit offenen Armen empfangen werdet. Wer wirklich Angst um sein Leben oder das seiner Familie haben muss, der wird auch Hilfe und einen möglichen Ausweg ablehnen, wenn das ein zu großes Risiko darstellen könnte.

Und an meine fellow Sexarbeits-Kolleg*innen: vernetzt Euch. Werdet Mitglied in Sexarbeiter*innen-Organisationen. Das muss noch nicht mal der BesD sein (auch wenn ich das empfehle 😉 ). Das geht auch anonym. Der Austausch und die Möglichkeiten, Projekte gemeinsam anzugehen, Workshops, Treffen, Stammtische, das sich vor gefährlicher Kundschaft Warnen und sich bei Fragen oder Problemen ohne Scham an Kolleg*innen wenden können – das ist unbezahlbar, stärkend und wichtig!

Und nebenbei könnt ihr, wenn ihr das denn möchtet, neuer Kundschaft auch noch damit zeigen, dass sie bei Euch keine Sorgen haben müssen, dass ihr für Zuhälter*innen arbeitet, nicht für Euch. Je mehr Sexarbeitende sich zusammenschließen, desto weniger Macht haben Menschenhändler und Zuhälter über sie.

3 Kommentare:

  1. Das sind sehr gute Hinweise, die ich als Kunde auch beachte. Ich denke auch, dass es nur Indizien gibt, auf die man achten kann. Der erste Kontakt erfolgt ja meist über eine Anzeige in einem einschlägigen Internetportal. Ich habe mir angewöhnt, dabei auf den Text und nicht nur auf die Bilder zu achten. Ein niveauvoller, evtl. sogar humorvoller Text ist ein gutes Indiz für eine selbstbestimmt arbeitende Sexarbeiterin.Ein ordinärer Text, der die Frau in der dritten Person beschreibt, ist für mich ein negatives Indiz.

  2. Ein sehr guter, differenzierter Beitrag zum Thema liebe Kollegin!
    Auch ich würde empfehlen lieber nach Hinweisen auf selbst bestimmtes Arbeiten zu schauen, da es fast unmöglich ist Zwang, im Sinn von Ausbeutung und Menschenhande,l zu erkennen.

    Meiner Erfahrung nach sind körperliche Merkmale wie blaue Flecken und Derartiges kaum ein Zeichen für Zwang, da Pimps ihre Frauen nicht „zeichnen“.
    Die meisten Kunden schrecken zurück, wenn sie körperliche Anzeichen von Gewalt erkennen oder vermuten.

  3. Sehr guter Text. Ich bilde mir ein dass ich als Kunde spüre ob eine Frau Sexarbeit freiwillig macht. Wenn ich spüre dass sie nicht auf mich reagiert, es nicht geniesst wenn ich sie verwöhne, besonders wenn sie abgelöscht und abwesend wirkt, dann weiss ich sie steht zumindest irgendwie unter Druck. Dann breche ich ab. Natürlich versuche ich herauszufinden was dahinter steckt, rede mit ihr, aber ob sie wirklich die Wahrheit sagt. Vermutlich meistens nicht. Obwohl ich ein Typ bin dem sich Frauen meistens gerne anvertrauen. Wenn sie sagt, sie versorge die Familie im Heimatland – auch das kann Verschiedenes bedeuten, von freiwillig bis gezwungen.

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