Gedanken eines Keuschlings

Liebe Madame Simone, 

wie von Dir gestern erbeten, habe ich einige Gedanken zu meiner Keuschheit zu Papier gebracht, weil ich nicht mehr schlafen kann.

Jeder Morgen beginnt mit einer Routine. Eine gründliche Reinigung ist Pflicht. Danach folgt das tägliche Beweisfoto für die liebe Madame Simone. Beim Anziehen sind meine Retro Shorts, die eng anliegen, gefolgt von etwas weiteren Hosen, wichtige Kleidungsstücke. Beides zusammen sorgt dafür, dass sich nichts allzu auffällig abzeichnet. Falls die Hose etwas eng sitzt, trage ich ein bewusst auffälliges Oberhemd, um von der verdächtigen Stelle optisch abzulenken. 

Der Schlüssel zum Verständnis meiner Routine liegt nicht nur in der Kleidung, sondern auch in der Keuschheitsvorrichtung, die ich tragen darf. Auf einer körperlichen Ebene sind die ersten Tage nach dem Verschluss immer am herausforderndsten. Jede Bewegung, jeder Gedanke kann ein neues Gefühl oder eine Empfindung auslösen, die ich zuvor noch nicht gekannt habe. Diese körperlichen Empfindungen werden intensiver, wenn ich im Büro bin. Es fühlt sich oft so an, als würde ich einen Spießrutenlauf machen, besonders wenn ich zur Toilette gehe. Das Wasserlassen erfordert zusätzliche Zeit. Es ist nicht mehr so unkompliziert wie zuvor.

Die Keuschheitsvorrichtung hat nicht nur meine tägliche Routine beeinflusst, sondern auch, wie ich insbesondere über Arztbesuche denke. Ein solcher Besuch, der zu einer besonderen Herausforderung geworden ist, ist der beim Chiropraktiker.

Der Chiropraktiker arbeitet mit verschiedenen Liegepositionen, um Druck auf Körperteile auszuüben. Jede dieser Positionen hat das Potenzial, die Vorrichtung zu enttarnen, was für mich zu einer Quelle von Stress und Angst geworden ist. Das Drehen und Positionieren auf dem Behandlungstisch bringt die Keuschheitsvorrichtung oft in unerwünschte Positionen, was zu unbequemen oder schmerzhaften Momenten führen kann. Und selbst wenn es keinen physischen Discomfort gibt, ist da immer die mentale Angst, dass die Vorrichtung auffliegt.

Es ist nicht so sehr die Tatsache, dass ich eine Keuschheitsvorrichtung trage, die mir Sorgen bereitet, sondern eher die Angst vor dem Unbekannten: Wie würde der Arzt reagieren? Was würde er denken? Werde ich mich erklären müssen? Diese Gedanken kreisen in meinem Kopf, jedes Mal, wenn ich auf dem Behandlungstisch liege, und machen den Besuch beim Chiropraktiker zu einer großen mentalen Herausforderung.

Auf der mentalen Ebene beginne ich, die Welt anders zu sehen. Die Abgabe der Schlüsselgewalt über die eigene Sexualität ist ein großer Schritt, der mit einer Schlüsselumdrehung im Schloss beginnt. Die Lüsternheit, die in den ersten Tagen nach dem Verschluss vorherrschte, verblasst nach und nach. An ihre Stelle treten Gedanken um das Wohlbefinden der Madame. Es wird zu einer Art meditativen Zustand, in dem man sich mehr auf die anderen und weniger auf sich selbst konzentriert. Im Alltag können kleine Dinge wie ein kurzes Gespräch über doppeldeutige Themen, die Sinne überwältigen. Die Keuschheit wirkt wie ein Verstärker für Emotionen und Empfindungen, und manchmal kann es schwer sein, damit umzugehen.

Zum Glück habe ich Madame Simone an meiner Seite. Madame Simone versteht nicht nur, was ich durchlebe, sondern hat auch immer ein offenes Ohr für mich. Ihre Unterstützung ist von unschätzbarem Wert. Wir haben oft über die mentalen und körperlichen Herausforderungen geschrieben, die mit der Keuschheit einhergehen, und sie hat immer Wege gefunden, mir zu helfen, mich anzupassen und weiterzumachen. Ihre sanfte Art, zuzuhören und zu beraten, hat viele meiner schwierigsten Tage erleichtert.

Alles in allem hat die Keuschheit meinen Alltag sicherlich verändert, aber mit Unterstützung und einer positiven Einstellung habe ich gelernt, mit diesen Veränderungen umzugehen und sie sogar zu schätzen. Es ist eine Reise des Selbstverständnisses und der Hingabe, und ich bin dankbar für jede Lektion, die sie mir beigebracht hat.

Madame Simone hat mir beigebracht, dass ich stolz auf meine Entscheidungen sein darf und dass die Meinungen anderer weniger Bedeutung haben als mein eigenes Wohlbefinden. Mit dieser Einstellung fühle ich mich mental besser gewappnet gegen die Ängste und Unsicherheiten, die aufkommen könnten.

September 2022, eine nichtbinäre Person

Ich wollte mich mal zurück melden. Mir hat die Session sehr gut gefallen und hat mich genau in das Stadium gebracht, in welches ich wollte, vielen Dank dafür.

Ich habe mich wunderbar aufgehoben gefühlt und die leichten Witze haben mir echt gut gefallen.

Heute habe ich ein bisschen diesen Nebel im Kopf (das kriege ich manchmal nach Sessions), aber das sollte sich bis Morgen gelegt haben.

Die verschiedenen Schlagwerkzeuge waren fantastisch und vor allem das mit den Füßen würde ich gerne vertiefen beim nächsten Mal.

Das leichte Kratzen war auch genau mein Geschmack, sowie das Kopf streicheln während der Atemkontrolle.

Ich konnte mich einfach komplett fallen lassen und das war ein wunderbares Gefühl.

Sommer 2023, eine weibliche Gästin

Vielen Dank für die tolle Session!

Ich fühle mich sehr energiegeladen, glücklich und aufgetankt.
Es hat Spaß gemacht und war sehr befriedigend. 🙂

Ich konnte mich gut fallen lassen und alles genießen – auch weil ich mich sehr wohl und sicher gefühlt habe – durch Deine entspannte Art beim Kennenlernen, aber auch schon vorher: Ich hatte schon im Vorfeld ein gutes und sicheres Gefühl durch die inklusive Gestaltung Deiner Website und des Session-Fragebogens und auch durch die Haltung, die in Deinen Texten rüberkommt.

Ich denke, ich hätte mich auch wohl gefühlt, wenn ich noch keine BDSM-Erfahrung gehabt hätte.

Ich bin froh, dass es Sexarbeit und Sexarbeitende gibt! Dadurch war es für mich in einer sehr anstrengenden Lebensphase möglich, etwas zu erleben, das privat gerade nicht geht.

Ich kann es anderen Frauen/nicht-binären Menschen nur empfehlen!

Ein Keuschling zum Locktober

Ich habe mich entschieden, den Locktober nochmals unter der Kontrolle von Madame Simone zu verbringen, aus mehreren wichtigen Gründen:

Erfahrungswert: Bei meiner ersten Interaktion mit Madame Simone während des Locktobers 2022 fand ich heraus, dass ihre Expertise, Führung und Techniken genau das waren, was ich gesucht hatte. Ihre methodische Herangehensweise und das tiefe Verständnis für meine Bedürfnisse und Grenzen waren beispiellos und übertrafen alle meine Erwartungen.

Vertrauen: Durch unsere intensive Interaktion habe ich ein tiefes Vertrauen zu Madame Simone aufgebaut. Vertrauen ist in solchen Situationen von unschätzbarem Wert und es ermöglicht mir, mich voll und ganz auf die Erfahrung einzulassen, ohne mich über die Sicherheit oder das Wohlbefinden Sorgen zu machen.

Selbstentdeckung: Unter der Kontrolle von Madame Simone habe ich Teile von mir entdeckt, von denen ich nie wusste, dass sie existieren. Dieser Weg der Selbstentdeckung und -akzeptanz ist etwas, das ich weiterhin verfolgen möchte, und ich bin überzeugt, dass Madame Simone die richtige Person ist, um mich auf dieser Reise zu begleiten.

Struktur und Disziplin: Das tägliche Ritual, die Regeln und der Rahmen, den Madame Simone für den Locktober setzt, bieten eine wertvolle Struktur. Diese Disziplin ermöglicht es mir, mich auf andere Aspekte meines Lebens zu konzentrieren und gleichzeitig eine tiefe Verbindung zu meinem inneren Selbst herzustellen.

Einzigartige Erfahrung: Die Intensität der Erfahrung, die der Locktober unter der Leitung von Madame Simone bietet, ist schwer in Worte zu fassen. Jeder Tag bietet neue Herausforderungen, kleine Gemeinheiten und Gelegenheiten zum Wachsen, und ich freue mich darauf, diese Reise erneut zu erleben.

Mein Fazit: Insgesamt bin ich überzeugt, dass die Entscheidung, den Locktober unter der Kontrolle von Madame Simone zu verbringen, die beste Wahl ist, um eine hochwertige und bereichernde Erfahrung während dieser besonderen Zeit zu gewährleisten. Ihre Erfahrung, Qualität und Hingabe für den Locktober machen sie zur idealen “Komplizin im Geiste“.

Spuren

Seit kurzem habe ich einen eigenen, geschlossenen Telegram-Kanal, und weil ich den Erklärbär in mir nicht zum Schweigen bringen kann, gibt es daran angeschlossen eine Diskussionsgruppe, in der Fragen gestellt und beantwortet werden können. Da die folgende Frage (und meine Antworten) zu Bildern aus einer Spanking-Session vielleicht auch andere Menschen interessieren, habe ich sie auch einmal für Euch aufgearbeitet. Mehr Informationen zu meinem Kanal findet ihr übrigens hier: Salon Privé

So, dann nehmen wir uns doch mal dem Thema Spuren an, und ob das gefährlich ist.

Es gibt unzählige Arten von Toys zum Schlagen. Unterschiedliche Toys verursachen auch unterschiedliche Arten von Spuren – oder auch keine. Je nachdem, wie man sie einsetzt und worum genau es sich handelt. Ich habe einen ziemlich harten Schlag mit der Hand, deswegen kann ich bei ordentlichen Spanking-Sessions auch mal ein paar blaue Flecken hinterlassen. Aber nicht bei jedem und nicht immer sehr ausgeprägt. Manche Menschen neigen grundsätzlich nicht so sehr zu blauen Flecken, andere brauchen sich nur zu stoßen und sehen aus, als ob sie sich geprügelt hätten, aber üblicherweise ist es so: Je weniger ein Mensch das gewohnt ist, desto stärker sind die Spuren am Anfang. Einem trainierten Flagellanten wird es nach etlichen Jahren regelmäßiger Sessions nur mit großem Aufwand möglich sein, ausgeprägte Spuren zu bekommen, es sei denn, man fährt wirklich die großen Geschütze auf. Übrigens sehr zum Leidwesen dieser Personen, da sie oft gerne etwas länger ein „Andenken“ an die Session behalten würden.

Aber wie gefährlich kann das sein? Das ist abhängig davon auf welche Körperstellen man schlägt, welche „Werkzeuge“ man nutzt, wie treffsicher man ist, wie stark man zuschlägt (die Dosis macht das Gift) und wie der allgemeine körperliche Zustand der geschlagenen Person ist. Es ist vermutlich jedem Menschen klar, dass Flag-Sessions bei einem Menschen, der Blutverdünner nimmt, ganz anders aussehen als bei Menschen ohne diese Medikamente. Mit einer der Gründe, warum ich auch Medikamente in meinem Session-Fragebogen abfrage. Wenn mir jemand sagt „Keine Spuren!“ aber dabei unterschlägt, dass er Blutverdünner nimmt, dann wird das Nachgespräch … spannend.

Grundsätzlich kann man sagen, dass Körperstellen, die viel Fett oder Muskeln haben, also etwas „gepolstert“ sind, sich gut eignen. Der Po ist optimal, aber auch Oberschenkel, teilweise Oberarme, Waden, Fußsohlen und bei manchen Menschen der obere Rücken/Schulterbereich sind ok. Wenn man gut zielen kann und Übung hat, auch die Wangen. Auch Brüste und Genitalien kann man schlagen, wenn man weiß, wie. Ungünstig sind Gelenke und Stellen wo Knochen und vor allem viele Nerven direkt unter der Haut liegen. Überall hört man immer wieder „nicht auf die Nieren schlagen“ und das ist eigentlich ein guter und wichtiger Hinweis für Neulinge, aber nicht bei allen Schlagwerkzeugen muss man gleich die Sorge haben, dass ein verfehlter Schlag, der in der Nierengegend gelandet ist, auch zu Problemen führen wird. Es kommt darauf an, wie tief der Schlag im Körper wirkt. Es gibt Toys und Techniken, da bleibt die Schlagenergie eher oberflächlich und sie verursachen einen eher „spitzen“ Schmerz. Und es gibt welche, da dringt die „Schlagwucht“ (in lack of a better term), tief ins Gewebe ein. Diese Toys sind in der Regel eher schwer, verursachen einen „dumpfen“ Schmerz, und nicht selten tauchen Spuren erst am nächsten, manchmal sogar erst übernächsten Tag so richtig auf.

Apropos auftauchen – selbstverständlich sind diese Spuren Blutergüsse, und genau das passiert auch: es ergießt sich etwas Blut in die umliegenden Gefäße, verursacht durch die ausgeübten Schläge. Es kann auch zu leichten Schwellungen kommen, insbesondere bei tiefer wirkendem impact. Sehr ausgedehnte Blutergüsse mit Schwellungen können unter Umständen die Funktionsweise von Gelenken und Muskeln etwas einschränken. Bei Toys wie Gerten oder Rohrstöcken, kann bei „Überdosierung“ auch mal die Haut aufplatzen. Dabei handelt es sich dann um eine oberflächliche offene Verletzung, die wie alle anderen oberflächlichen offenen Verletzungen (Schürfwunden, Schnitte etc.) behandelt werden sollte. Es ist mir noch nie passiert, und mir fällt auch kein*e Kolleg*in ein, bei der das der Fall gewesen wäre, aber es ist möglich, dass durch diese offenen Verletzungen auch unangenehme Infektionen entstehen können. Das am ehesten in Zusammenhang mit Toys die aus Holz oder anderen Materialien bestehen, die man nicht oder nicht gut sterilisieren, sondern nur desinfizieren kann, oder die kleinste Partikel abgeben können.

BDSM und die vielen Praktiken, die dazu gehören, haben so ziemlich alle auch Risiken. Das wissen die Beteiligten auch. Nichtsdestotrotz ist für mich ein ausführliches Vorgespräch auch bei solchen Sessions wichtig. Wenn es sich bei meinem Gegenüber zum Beispiel um eine erfahrene Flagellantin handelt, wird sie mir auch sagen können, wie sie worauf reagiert und was man lieber sein lassen sollte. Und die Person die schlägt, sollte dosieren und mit den jeweiligen Spielzeugen auch umgehen können. Deswegen immer schön langsam und vorsichtig anfangen, üben, und ein Workshop hin und wieder, oder eine Einführung durch eine erfahrene Person, kann auch nicht schaden. Halt am besten nicht einfach mal den Teppichklopfer schnappen und drauf los prügeln. Das hat vielleicht auch seinen Reiz, kann aber auch ins Auge gehen.

Ich biete zwar keine Workshops für mehrere Personen an, aber nicht ohne Grund Sessions für Einzelpersonen, die gerne mal aktiv tätig wären (dann meist mit einem oder einen switchenden oder passiven Kolleg*in), oder für Menschen im Rahmen meiner Paar- respektive Polykül-Sessions, die erst einmal etwas ausprobieren und lernen möchten.

Folienbondage-Session und Panikattacke?

Seit kurzem habe ich einen eigenen, geschlossenen Telegram-Kanal, und weil ich den Erklärbär in mir nicht zum Schweigen bringen kann, gibt es daran angeschlossen eine Diskussionsgruppe, in der Fragen gestellt und beantwortet werden können. Da die folgende Frage (und meine Antworten) zu Bildern aus einer Folienbondage-Session vielleicht auch andere Menschen interessieren, habe ich sie auch einmal für Euch aufgearbeitet. Mehr Informationen zu meinem Kanal findet ihr übrigens hier: Salon Privé

Nun zu der Frage, die von meiner bezaubernden Kollegin Helena stammt, deren Homepage ihr hier finden könnt: Helena Hetaira

„Was macht man, wenn ein einfolierter Mensch eine Panikattacke bekommt? Ist das schon mal passiert?“

Bei meinen beruflichen Sessions ist das noch nicht passiert. Ich habe aber schon im privaten Bereich mit Panikattacken zu tun gehabt, und bin darauf vorbereitet.

Folien-Bondage beansprucht den Körper ziemlich, auch wenn die Personen meistens liegen. Es wird durch die engen Wicklungen und Schichten von Folien überall Druck auf den Körper ausgeübt, und es wird sehr schnell sehr warm. Weswegen ich im Sommer bei 35 Grad und ohne Klimaanlage solche Sessions nicht anbiete. Bevor es zu einer solchen Session kommt, spreche ich erst einmal ausführlich mit meinen Gäst*innen, und im Optimalfall füllen sie auch meinen recht ausführlichen Session-Fragebogen aus. Den könnt ihr Euch hier gerne einmal anschauen: Session-Fragebogen

Ich frage ab, ob und welche körperlichen Erkrankungen oder Einschränkungen mein Gegenüber hat, ob es Medikamente nimmt und welche das sind, und ob es bestimmte Dinge gibt, die ich beachten muss, auch auf mentaler Ebene. Ich empfehle zu der Session nicht mit leerem, aber auch nicht mit vollem Magen zu erscheinen. Am besten ist es, wenn man zwei oder drei Stunden vor der Session etwas Leichtes gegessen hat. Insbesondere nichts fettiges oder Lebensmittel die dazu neigen, Aufstoßen und Sodbrennen zu verursachen.

Wenn da alles geklärt ist, packe ich für so eine Session immer zwei Dinge mit ein. Einen Gurtschneider und eine Verbandsschere. Sollte die Person sehr schnell aus der Folie gepellt werden müssen, sei es nun aufgrund einer Panikattacke oder weil sie einen Krampf oder andere Probleme hat, dann befreie ich erst den Kopf und dann den Brustbereich, da Druck aus diesem Bereich zu nehmen schon direkt besser durchatmen lässt. Ich gehe dabei so vor, dass ich ein Loch in die Folie mache, und dann mit dem Gurtschneider oder der Schere einfach großzügig aufschneide. Gerade an der Seite entlang eignet sich so ein Gurtschneider ganz gut. Manchmal möchten meine Gäst*innen nicht sofort ganz aufhören, sie haben aber das Gefühl, dass an der einen oder anderen Stelle zu viel Druck ausgeübt wird. Da ich die Menschen in mehrere Schichten Folie wickle, genügt es für solche Fälle nicht selten schon, wenn ich die oberen 1 bis 2 Schichten aufschneide. So ist der Körper noch eingewickelt, aber jede Schicht, die offen ist, übt weniger Druck aus.

Soll eine Person ganz aus der Folie raus, dann lasse ich sie nicht sofort wieder aufstehen. Erst einmal aufsetzen, warten, ein bisschen die Gliedmaßen bewegen, durchatmen. Gerade wenn man zwei oder drei Stunden fest eingewickelt gelegen hat, kann einem ganz schnell mal der Kreislauf abhauen.

Hat die Person wirklich eine ausgewachsene Panikattacke, dann gehe ich so vor wie bei allen anderen Panikattacken auch. Ich atme mit der Person langsam und tief ein, denn bei solchen Attacken atmet man automatisch flacher. Ich spreche mit ihr, und rate ihr, sich nicht gegen die aufkommenden Gefühle und Eindrücke zu wehren. Widerstand und nicht-zulassen-Wollen macht aller Erfahrung nach solche Attacken schlimmer. Wir versuchen gemeinsam, auf etwas anderes zu fokussieren. Da man in Folienbondage sehr stark schwitzt, würde ich die Zeit nutzen, um die Person mit einem Handtuch abzutrocknen. Das tue ich auch, wenn alles gut gelaufen ist, denn nach so einer Schwitzkur fängt man schnell mal an, in der normalen Zimmertemperatur zu frieren. Auch diese Berührung, wenn ich mit dem Handtuch den Körper abrubble, kann einen Menschen wieder etwas erden.

Wer sich etwas mehr mit dem Thema beschäftigen möchte – ich habe kürzlich diesen Text gefunden und finde ihn ganz sinnvoll: Was tun bei Panikattacken

Flacht die Attacke ab, reiche ich der Person etwas zu trinken und unterhalte mich mit ihr, bis ich das Gefühl habe, dass sie soweit stabil ist, um duschen zu gehen und sich anzuziehen. Wenn dann noch Bedarf besteht, können wir uns im Nachgespräch noch etwas unterhalten.

Sexarbeitende sind keine Blitzableiter für gewalttätige Menschen!

CN: Vergewaltigung, sexuelle Übergriffe

Können wir bitte damit aufhören, zu behaupten, ein Verbot von Sexarbeit würde zu viel mehr Vergewaltigungen und Übergriffen führen? Das ist kein „gutes Argument“ gegen ein Sexkaufverbot! Ich versuche mal zu erklären, warum:

Wir Sexarbeitenden sind keine Punching Balls, Prellböcke und Blitzableiter für gewalttätige Menschen! Wir sind nicht dafür da, damit Menschen ihre Aggressionen oder Machtphantasien nicht konsensuell ausleben!

Den Menschen, die andere Menschen vergewaltigen, geht es nicht vorrangig um den reinen Sex, respektive ihre sexuelle Befriedigung. Es geht um die Ausübung von Macht und Kontrolle. Deswegen finden auch so viele Vergewaltigungen in Partnerschaften oder durch Ex-Partner statt. Weil es um Macht geht, ist der Besuch bei Sexarbeiter*innen kein „Ersatz“. Bei uns muss man sich erst mal um ein Treffen bemühen, nach unseren Regeln spielen, und dafür bezahlen. Da ist jetzt nicht so viel Macht drin, wenn man erst anfragen und auch noch Geld hinlegen muss.

Es gibt unzählige Menschen, die ungewollt auf Sex verzichten müssen. Entweder weil es in der Beziehung nicht mehr vorkommt oder weil sie Single sind. Manche von diesen Menschen kommen dann zu uns. Es bedeutet aber nicht, dass sie durch die Gegend laufen und sich nehmen würden, was nicht schnell genug rennen kann, wenn ihnen Treffen mit Sexarbeitenden verboten würden. Sie würden einfach vor sich her leiden und hadern, wie es all die Menschen tun, die sich einen Besuch bei Sexarbeiter*innen nicht leisten können. Davon gibt es nämlich auch eine Menge, und die vergewaltigen deswegen auch nicht alle ihre Partner*innen, nur weil es keinen Sex in der Beziehung mehr gibt, oder andere Menschen, wenn sie gerade Single sind.

Es gibt auch jetzt jeden Tag Vergewaltigungen und sexuelle Übergriffe, obwohl es Sexarbeit gibt. Die Täter*innen hätten die grundsätzliche Möglichkeit, zu Sexarbeitenden zu gehen. Sie tun es aber nicht Auch nicht diejenigen, die das Geld haben. Weil es eben nicht nur darum geht, einfach „Druck“ abzulassen, oder Sex zu haben. Selbstbefriedigung ist ja auch noch eine Option.

Die Beratungsstelle Frauenberatung sexuelle Gewalt in Zürich schreibt zum Beispiel: „Die meisten Sexualdelikte werden nicht von Unbekannten verübt, sondern von Partnern, Ex-Partnern, Bekannten und Kollegen. Rund 80 Prozent der Frauen, die sich im Jahr 2020 bei der Frauenberatung sexuelle Gewalt gemeldet haben, kannten die Täter schon vor der Tat. Rund 30 Prozent der bekannten Täter waren Ehepartner oder Partner des Opfers.“ (https://www.frauenberatung.ch/fachstelle/zahlen-fakten/index.html)

(Anmerkung: Vergessen wir bitte nicht, dass nicht nur Frauen vergewaltigt werden.)

Ich bin ziemlich sicher, dass die Zahl der Vergewaltigungen an nicht-Sexworker*innen nicht massiv nach oben gehen würde, wenn sexuelle Dienstleistungen nicht mehr legal zur Verfügung stünden. Wo es möglicherweise einen Anstieg geben könnte, wäre bei uns Sexarbeitenden selbst: Ein sogenanntes Sexkaufverbot kriminalisiert die Kundschaft – und genau deswegen blieben nur noch die Personen übrig, die es mit Gesetzen ohnehin nicht so genau nehmen. Und da wir unter unsicheren Bedingungen mit Kundschaft arbeiten müssten, die wir zur Zeit noch ablehnen, ist es durchaus möglich, dass evtl. mehr Gefahr droht, vergewaltigt zu werden als zur Zeit. Dazu kommt, dass sich Sexarbeitende in Ländern mit einem Sexkaufverbot wie dem „Nordischen Modell“, seeehr gut überlegen, ob sie etwas zur Anzeige bringen. Sie würden sich damit outen und riskieren, von der Polizei nicht ernst genommen zu werden.

Aber wenn Menschen das Argument anbringen, dass ein Verbot zu einem massiven Anstieg an Vergewaltigungen führen würde, dann sind wir dabei auch gar nicht gemeint. Man macht sich keine Gedanken um uns und unsere Sicherheit, nech? Man befürchtet, dass „die guten, die anständigen Frauen“ stärker bedroht werden könnten, also lass mal lieber die Sexarbeitenden die Blitzableiter spielen …

Also bitte, nutzt dieses „Argument“ nicht, wenn ihr gegen ein Sexkaufverbot argumentiert.

Es ist keines.

Preisdiskussionen in der Sexarbeit

Es gab schon immer Menschen, die an den Preisen etwas zu mäkeln haben und hatten, die unterschiedliche Sexarbeitende aufrufen. Hartnäckiges Feilschen und der Versuch an den Preisen „was zu machen“ ist jetzt sicher nichts Neues. Jede*r von uns kennt das, und auch die teilweise arg beleidigenden und unverschämten Reaktionen, wenn man nicht auf Dumpingpreis-Vorschläge eingehen möchte.

Seit einer Weile, nicht zuletzt sicher durch die Pandemie und die gerade sehr deutlich spürbare Erhöhung der Lebenshaltungskosten, lese ich in unterschiedlichen Foren vermehrt Diskussionen zu den Preisen von Sexarbeiter*innen, überwiegend initiiert von unseren Kund*innen.

Da wird gefragt „Können wir uns unsere Leidenschaft bald überhaupt noch leisten?“ es wird darüber gemault, dass manche Kolleg*innen ihre Preise angehoben haben usw.

Ich habe eine sehr deutliche Meinung dazu:

Sexarbeit ist ein Luxus, keine Selbstverständlichkeit

Sexarbeit in Anspruch zu nehmen, in welcher Form auch immer, ist keine Lebensnotwendigkeit, es ist ein Luxus. Ähnlich dem Spa Day, dem Kurztrip, dem ausgedehnten Besuch bei der Thai oder Hot Stone Massage oder im Kosmetikstudio. Wenn das Geld knapp wird, dann kürzt man dort, wo es nicht notwendig ist. Vollkommen logisch. Wir streichen alle zuerst bei den gerade nicht für unsere Existenz wichtigen Dingen, wenn es eng im Geldbeutel wird. Das geht auch uns Sexarbeitenden so. Wenn uns die Kohle ausgeht, dann machen wir uns unsere Nägel selbst, statt ins Nagelstudio zu gehen. Wir kaufen uns Masken im Drogeriemarkt, statt die Kosmetikerin zu bemühen, wir gehen bei Lidl statt bei Rewe einkaufen usw. Auch wir sind ganz normale Menschen, und auch wir spüren die Preiserhöhungen!

Sexarbeit ist keine karitative Arbeit

Auf der anderen Seite ist Sexarbeit eine überwiegend freiberufliche Dienstleistungsbranche und keine karitative Arbeit. Niemand hat Anspruch darauf, und wenn man es sich halt nicht leisten kann, dann hilft es auch nicht, sich über die Preise zu beschweren. Dadurch wird es auch nicht preiswerter. Ja, viele von uns üben den Beruf echt gerne aus, ganz entgegen der Meinung von Sexarbeitsgegner*innen, die nicht müde werden zu behaupten, dass wir „das ja unter keinen Umständen gerne oder freiwillig machen können“. Wir lieben die Flexibilität, die Tatsache, dass wir keine Vorgesetzten haben, den Umgang und Austausch mit unseren Kund*innen und nicht zuletzt auch den Verdienst. Ohne eine monetäre Gegenleistung würden wir den Job halt doch nicht machen. Wer würde schon arbeiten, wenn es dafür kein Geld geben würde, jetzt mal ernsthaft?

Ich verstehe zwar den Unmut, wenn Menschen sich eine Begegnung mit Sexarbeiter*innen nicht oder nicht mehr leisten können, habe aber kein Verständnis dafür, dass teilweise so über die Preise gejammert wird wie gerade. Wenn jemand sich die Buchung eines oder einer Sexarbeiter*in nicht leisten kann, oder zumindest nicht die einer Person, die man gerne treffen würde, weil diese nicht in der zum Portemonnaie passenden Preiskategorie arbeitet, dann ist das bestimmt frustrierend, das verstehe ich. Aber Heulen und Wehklagen hilft da auch nicht weiter. Dann kann man sich das halt gerade nicht leisten. Punkt. Ich miete mir ja auch keinen Personal Trainer, wenn ich gerade kaum den Kühlschrank gefüllt bekomme.

Auch Sexarbeitende spüren die gestiegenen Lebenshaltungskosten

Ja, auch unsere Kosten sind gestiegen. Kaum zu glauben, ich weiß, aber auch Sexarbeitende müssen Miete zahlen. Sowohl die für das private Zuhause, als auch unter Umständen die für die Räumlichkeiten, in denen wir arbeiten. Wir bezahlen Rechnungen, Steuern, müssen Lebensmittel einkaufen usw. Manchmal habe ich das Gefühl, dass manche Menschen vollkommen vergessen, dass nicht unser ganzes Leben aus Sexarbeit besteht. Man könnte bei einigen Anfragen und Kommentaren teilweise denken, die Personen gingen davon aus, dass wir 24/7 in irgendeiner Location auf Kundschaft warten, respektive diese bedienen. Das, meine Lieben, ist aber nicht der Fall! Sexarbeit ist unser Beruf, nicht unser gesamter Lebensinhalt!

Die meisten Kolleg*innen, die ich kenne, haben ihre Preise in den letzten Monaten (wenn überhaupt) vielleicht um 10€ oder 20€ erhöht, einige um 50€. Manche sind seit Jahren beim gleichen Honorar geblieben, andere sind direkt mit einem höheren Honorar eingestiegen. Es gibt buchstäblich für jeden Geldbeutel ein Angebot in der Sexarbeit und die passende Klientel. Mir persönlich gehen die Kommentare besonders gegen den Strich, in denen sich darüber beschwert wird, dass die Sexarbeitenden der Wahl jetzt zu teuer für das eigene Budget sind, und man sich nun für „was Billigeres“ entscheiden muss. Geht’s noch?!

Der Preis einer Dienstleistung sagt nichts über den Wert einer Person aus!

Eine Kollegin, die 150€ für eine Stunde aufruft, ist keineswegs „schlechter“ oder hat weniger zu bieten als eine Sexarbeiterin, die 300€ dafür möchte.

Beide haben sich ihre Lebenshaltungskosten und Aufwendungen angeschaut und aufgrund dessen einen Preis gewählt, der für sie und ihre Lebenssituation passt und mit dem sie gut über die Runden kommen. Das ist immer und überall bei freiberuflich tätigen Menschen der Fall. Unsere Honorare sind auch abhängig davon, wo wir leben und arbeiten. Wer eher ländlich lebt, hat unter Umständen geringere Lebenshaltungskosten. Wer mitten in einer Stadt wie München, Hamburg oder Köln lebt, hat definitiv höhere Lebenshaltungskosten zu stemmen. An diesen Kosten orientieren wir uns natürlich, wenn wir unsere Preise berechnen. Und auch danach, was wir bieten können und wollen.

Besonders hohe Ansprüche kosten extra

Wer zum Beispiel eine hochgebildete Dame mit akademischem Background und den teuersten Klamotten und Accessoires sucht, eine Kollegin, die in keinem 5-Sterne Hotel auch nur schief angeschaut wird, mit einem über Foucault, Bitcoin und tagesaktuelle Politik fließend in drei Sprachen parlieren kann, 10 Jahre lang aussieht wie ein 25-jähriges Supermodel und eine Granate im Bett ist, der muss sich auch nicht wundern, wenn diese Kolleginnen ein Honorar aufrufen, welches nur wenige Personen mal eben so ausgeben können. Alles eine Frage von Angebot und Nachfrage. Wer ganz spezifische und hohe Ansprüche an Sexarbeitende hat, die über ein branchenübliches Angebot hinausgehen, muss halt auch deutlich tiefer in die Tasche greifen.

Wir sind etwas wert!

Das obige Beispiel ist jetzt sehr auf die Spitze getrieben, aber es wird vermutlich klar worauf ich hinaus will: Wir sind etwas wert.

Unsere Dienstleistungen sind etwas wert, und wer versucht an Preisen herumzuschrauben, der sieht diesen Wert nicht, und das ist ein ganz deutliches No Go.

Eine Person, die uns das Gefühl gibt, dass unsere Zeit und unsere Dienstleistung nicht das wert ist, was wir dafür verlangen, die möchte kaum jemand von uns auch nur mit der Kneifzange anfassen. Das ist von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Also versucht gar nicht erst zu feilschen, sondern sucht Euch die Sexarbeiter*innen, die Dienstleistungen anbieten, die in Eurem Budget liegen. Oder habt etwas Geduld und spart für den Luxus unserer Dienstleistungen. Es ist absolut keine Schande, sich etwas nicht, nicht mehr oder zur Zeit nicht leisten zu können! Aber es ist beleidigend und abwertend, wenn versucht wird mit uns über den Preis für sehr intime und persönliche Momente zu handeln.

Wir sind keine Ware, keine Gegenstände und nicht die Caritas. Behandelt uns nicht so!

Was ist eigentlich „Liegezeit“?

Wer sich noch nicht so wirklich mit den Begriffen im Kontext des kommerziellen BDSM auskennt, ist vielleicht schon einmal über das Wort „Liegezeit“ gestolpert und hat sich gefragt, was das wohl bedeuten mag. Für eine Stunde steht dabei oft ein deutlich niedrigerer Preis, als für eine Stunde der sogenannten „Sessionzeit“. Das kann in der Regel zwischen 50€ bis 100€ variieren, manchmal etwas mehr, abhängig von Studio und Dienstleister*in. Aber was genau ist eigentlich diese „Liegezeit“?

Es dürfte allgemein bekannt sein, dass ein Besuch im Studio nicht ganz billig ist. Eine Stunde kann zwischen 200€-300€ liegen, abhängig von Kolleg*in und Location. Das ist allerdings Zeit, in der wir an und mit unseren Kund*innen auch aktiv etwas tun. Sei es nun ein Rollenspiel, eine Rohrstock-Session oder etwas anderes.

Die Liegezeit ist Zeit, in der unsere Kund*innen nicht von uns bespielt werden. Diese liegen dann entweder gefesselt auf einer Streckbank oder einem Bock, sitzen oder liegen in einem Käfig oder stehen vielleicht ausgestellt an einem Andreaskreuz. Wir kontrollieren in dieser Zeit lediglich, dass es ihnen gut geht, interagieren aber nicht weiter mit unseren Gäst*innen.

Liegezeit nutzen viele Kund*innen, um eine Session zu verlängern, ohne dabei zu tief in den Geldbeutel greifen zu müssen. Gerade wenn es sich um Szenarien wie (Folien-)Bondage oder sogenannte „Einkerkerung“ oder „Käfighaltung“, aber auch Vorführung und Ausstellung handelt, wünschen sich unsere Kund*innen nicht selten einfach das dadurch entstehende Gefühl in Ruhe und ausgiebig zu genießen. Das kann dann so aussehen, dass eine Person zwei Stunden Session und eine Stunde Liegezeit buchen möchte.

Die zwei Stunden liegen bei mir zur Zeit bei 500€, für eine Stunde reine Liegezeit nehme ich 80€ (man darf halt nicht vergessen, dass wir die Zeit in der wir einen Raum mieten auch bezahlen müssen, egal ob wir mit unseren Gäst*innen Session- oder Liegezeit vereinbart haben). Diese drei Stunden würden meine Kund*innen also 580€ kosten.

Ich persönlich teile die Liegezeit gerne auf. Handelt es sich zum Beispiel um eine Folienbondage/Mumifizierung, dann würde ich es vielleicht so aufteilen, dass erst eine Stunde gespielt wird, eine halbe Stunde keine Interaktion stattfindet, dann eine weitere Stunde Spiel folgt, und zum Abschluss noch einmal eine halbe Stunde Liegezeit eingebaut wird. Wie das Ganze aufgeteilt werden soll, das bespreche ich jedoch individuell mit meinen Gäst*innen. Manche meiner Gäst*innen möchten auch erst mal eine halbe Stunde oder Stunde nur gefesselt sein, um überhaupt in das passende Mindset zu kommen, und erst danach mit der eigentlichen Session beginnen, andere möchten nach der Session zum Runterkommen die Liegezeit einbauen. Manche Kolleg*innen ziehen es auch teilweise vor, die Liegezeit am Stück einzubauen, das muss man immer mit dem oder der Dienstleister*in der Wahl absprechen.

Zum Vergleich: würde eine Person drei Stunden Session bei mir buchen, dann läge der Preis bei 750€. Mit einer Stunde Liegezeit spart man sich also ordentlich Geld.

Liegezeit ist jedoch nicht für alle Menschen geeignet. Wer wirklich nur „Action“ möchte und erwartet, langweilt sich ggf. während der Liegezeit etwas. Manchmal versuchen Menschen auch mich in Interaktion zu halten, obwohl Liegezeit abgesprochen war. Dann frage ich einmal kurz nach, ob sie die Liegezeit gerne in Sessionzeit umwandeln möchten und den passenden Preis draufzahlen, und dann ist meistens Ruhe.

Allerdings kann ich mich auch recht schnell langweilen wenn ich nichts anderes zu tun habe, als im Auge zu behalten, dass es meinen Kund*innen gut geht. Es ist also gar nicht so selten, dass bei so einem Szenario meine Gäste etwas mehr Sessionzeit bekommen, als sie eigentlich gebucht haben, es sei denn sie bestehen explizit darauf, dass man sie in der abgesprochenen Zeit komplett in Ruhe lässt.

Hin und wieder möchten Menschen auch einfach nur mehrere Stunden Liegezeit buchen. Das biete ich allerdings nicht an. Bei mir ist Liegezeit erst dann buchbar, wenn man mindestens eine Stunde Sessionzeit bucht. Das hat einfach den Hintergrund, dass ich ja in der abgesprochenen Liegezeit trotzdem immer ein Auge auf meine Kundschaft haben muss. Drei Stunden Liegezeit würde also auch meine Aufmerksamkeit in diesen drei Stunden binden.

Es gibt sehr versierte Kolleg*innen, die dann einfach parallel noch andere Kund*innen verarzten, aber ich persönlich mache das nicht oder höchst selten, zum Beispiel dann, wenn Kund*innen in einem öffentlichen Bereich eines Studios einfach „ausgestellt“ sein möchten, und andere Kolleg*innen die Person ebenfalls im Auge behalten können.

Wenn nämlich ausgerechnet während ich einem Gast ordentlich den Popo versohle, die Kundin mit der Liegezeit einen Krampf oder ein anderes (medizinisches) Problem hat, was natürlich eine sofortige Reaktion von mir erfordert, dann muss ich eine Session unterbrechen für die jemand gutes Geld bezahlt hat. Das passt nicht zu meinen Qualitätsansprüchen. Anders ist es natürlich, wenn es sich um eine sogenannte „Gemeinschaftssession“ handelt, bei der zwei oder mehrere Personen zusammen Session- und Liegezeit gebucht haben. In so einem Szenario kann ich dann zwischen den Personen „wechseln“, da sie üblicherweise auch im selben Raum sind, und wer gerade nicht dran ist, kann in seiner Liegezeit auch noch etwas die Show genießen.

Kurz zusammengefasst:

Liegezeit kann eingesetzt werden, um eine Session zu verlängern, die sonst um einiges teurer werden würde. Sie eignet sich allerdings nicht, wenn man sich schnell langweilt und durchgehend Interaktion möchte.

Ausbildung für die Sexarbeit?

Vor einigen Monaten habe ich mal eine Gedankenspielerei zum Thema Ausbildung in der Sexarbeit in Form eines Twitter-Threads gespielt (hier zu finden: Twitter)

Das Thema hat die Gemüter etwas erhitzt, es gab jedoch überwiegend positives Feedback. Anfang des Jahres, als ich für einen Workshop zum Fachtag Sexualität und Psyche eingeladen wurde, kam das Thema auch kurz auf einer Podiumsdiskussion auf, an der ich teilgenommen habe. Im Nachgang wurde ich von einigen Fachpersonen darauf angesprochen, es zeigte sich, dass die Idee, eine Ausbildung, oder vielmehr Professionalisierung in der Sexarbeits-Branche zu haben, von vielen Personen sehr interessiert und positiv betrachtet wird.

Kürzlich durfte ich dann auch in einem Interview mit Deutschlandfunk Nova darüber sprechen: Sexarbeit – Warum eine Ausbildung für Prostituierte sinnvoll ist

Natürlich gibt es auch Menschen, die der Meinung sind, dass das ja wohl gar nicht geht. Es werde nie eine Ausbildung oder Weiterbildung für Sexarbeitende geben, und das sei gut so, schließlich könne das ja niemand freiwillig wollen und machen!

Für alle diejenigen, die sich absolut nicht vorstellen können, dass es jemals eine Ausbildung im Bereich der Sexarbeit geben könnte ein kleiner Tip: Lest Euch ein bisschen in die Geschichte der Pflegeberufe ein!

Ihr wisst schon, die Pflege, die zu Beginn des 19. Jhd. sehr weit davon entfernt war, ein staatlich anerkannter Beruf zu sein. Die Pflege, die kein definiertes Berufsbild, keine einheitliche Ausbildung oder soziale Absicherung hatte. Die Pflege, der der Staat keine oder sehr geringe Wertschätzung entgegen gebracht hat, auch wenn völlig klar war, wie viele Menschen sie in Anspruch nahmen.

Erinnert Euch daran, dass es ein Beruf war, der Anfangs hier überwiegend von Frauen ausgeübt wurde, die dafür geshamed wurden, dass sie gasp! Geld für ihre Tätigkeit haben wollten, sie zum Beruf machen! Für „sowas“ nahm man kein Geld! Es sollte aus reiner (christlicher, versteht sich) Nächstenliebe getan werden! Und die sogenannten „Wärter“ in Hospitälern, die als unqualifiziert, ja gar korrupt galten, waren gesellschaftlich geächtet und haben ein mieses Bild auf den Beruf geworfen.

Im Jahr 1800 hat die Gründungsphase der Krankenpflegeschule der Berliner Charité begonnen – der erste Versuch, in Preußen eine Bildungseinrichtung für Pflegeberufe einzuführen. Es hat 32 Jahre gedauert, bis diese Schule überhaupt ihren Regelbetrieb aufgenommen hat! Für einen Beruf, in dem sich Menschen aus- und weiterbilden lassen wollten. Für den sie nicht nur Dank und einen warmen Händedruck, sondern Geld bekommen wollten. Zu Beginn des 20 Jhd., auch wenn es da durchaus schon eine Sozialversicherung und Anstellungen im Pflegebereich gab, haben sich die Pflegenden noch immer weitestgehend im rechtsfreien Raum befunden.

Wir fassen also zusammen:

Es gab schon mal eine Zeit, in der man sich nicht vorstellen konnte, dass Menschen (zum großen Teil Frauen), Geld für eine Tätigkeit bekommen wollten, die andere aus (Nächsten)Liebe tun.

Es gab schon mal eine Zeit, in der Menschen sehr nahe und intim an und mit Menschen und deren Körpern gearbeitet haben. Ohne Lehrplan, ohne einheitliche Ausbildung, ohne Wertschätzung der Gesellschaft.

Und diese Menschen wollten das ändern, und sie haben es geändert!

Mein ja nur, nech?