Wer sich noch nicht so wirklich mit den Begriffen im Kontext des kommerziellen BDSM auskennt, ist vielleicht schon einmal über das Wort „Liegezeit“ gestolpert und hat sich gefragt, was das wohl bedeuten mag. Für eine Stunde steht dabei oft ein deutlich niedrigerer Preis, als für eine Stunde der sogenannten „Sessionzeit“. Das kann in der Regel zwischen 50€ bis 100€ variieren, manchmal etwas mehr, abhängig von Studio und Dienstleister*in. Aber was genau ist eigentlich diese „Liegezeit“?
Es dürfte allgemein bekannt sein, dass ein Besuch im Studio nicht ganz billig ist. Eine Stunde kann zwischen 200€-300€ liegen, abhängig von Kolleg*in und Location. Das ist allerdings Zeit, in der wir an und mit unseren Kund*innen auch aktiv etwas tun. Sei es nun ein Rollenspiel, eine Rohrstock-Session oder etwas anderes.
Die Liegezeit ist Zeit, in der unsere Kund*innen nicht von uns bespielt werden. Diese liegen dann entweder gefesselt auf einer Streckbank oder einem Bock, sitzen oder liegen in einem Käfig oder stehen vielleicht ausgestellt an einem Andreaskreuz. Wir kontrollieren in dieser Zeit lediglich, dass es ihnen gut geht, interagieren aber nicht weiter mit unseren Gäst*innen.
Liegezeit nutzen viele Kund*innen, um eine Session zu verlängern, ohne dabei zu tief in den Geldbeutel greifen zu müssen. Gerade wenn es sich um Szenarien wie (Folien-)Bondage oder sogenannte „Einkerkerung“ oder „Käfighaltung“, aber auch Vorführung und Ausstellung handelt, wünschen sich unsere Kund*innen nicht selten einfach das dadurch entstehende Gefühl in Ruhe und ausgiebig zu genießen. Das kann dann so aussehen, dass eine Person zwei Stunden Session und eine Stunde Liegezeit buchen möchte.
Die zwei Stunden liegen bei mir zur Zeit bei 500€, für eine Stunde reine Liegezeit nehme ich 80€ (man darf halt nicht vergessen, dass wir die Zeit in der wir einen Raum mieten auch bezahlen müssen, egal ob wir mit unseren Gäst*innen Session- oder Liegezeit vereinbart haben). Diese drei Stunden würden meine Kund*innen also 580€ kosten.
Ich persönlich teile die Liegezeit gerne auf. Handelt es sich zum Beispiel um eine Folienbondage/Mumifizierung, dann würde ich es vielleicht so aufteilen, dass erst eine Stunde gespielt wird, eine halbe Stunde keine Interaktion stattfindet, dann eine weitere Stunde Spiel folgt, und zum Abschluss noch einmal eine halbe Stunde Liegezeit eingebaut wird. Wie das Ganze aufgeteilt werden soll, das bespreche ich jedoch individuell mit meinen Gäst*innen. Manche meiner Gäst*innen möchten auch erst mal eine halbe Stunde oder Stunde nur gefesselt sein, um überhaupt in das passende Mindset zu kommen, und erst danach mit der eigentlichen Session beginnen, andere möchten nach der Session zum Runterkommen die Liegezeit einbauen. Manche Kolleg*innen ziehen es auch teilweise vor, die Liegezeit am Stück einzubauen, das muss man immer mit dem oder der Dienstleister*in der Wahl absprechen.
Zum Vergleich: würde eine Person drei Stunden Session bei mir buchen, dann läge der Preis bei 750€. Mit einer Stunde Liegezeit spart man sich also ordentlich Geld.
Liegezeit ist jedoch nicht für alle Menschen geeignet. Wer wirklich nur „Action“ möchte und erwartet, langweilt sich ggf. während der Liegezeit etwas. Manchmal versuchen Menschen auch mich in Interaktion zu halten, obwohl Liegezeit abgesprochen war. Dann frage ich einmal kurz nach, ob sie die Liegezeit gerne in Sessionzeit umwandeln möchten und den passenden Preis draufzahlen, und dann ist meistens Ruhe.
Allerdings kann ich mich auch recht schnell langweilen wenn ich nichts anderes zu tun habe, als im Auge zu behalten, dass es meinen Kund*innen gut geht. Es ist also gar nicht so selten, dass bei so einem Szenario meine Gäste etwas mehr Sessionzeit bekommen, als sie eigentlich gebucht haben, es sei denn sie bestehen explizit darauf, dass man sie in der abgesprochenen Zeit komplett in Ruhe lässt.
Hin und wieder möchten Menschen auch einfach nur mehrere Stunden Liegezeit buchen. Das biete ich allerdings nicht an. Bei mir ist Liegezeit erst dann buchbar, wenn man mindestens eine Stunde Sessionzeit bucht. Das hat einfach den Hintergrund, dass ich ja in der abgesprochenen Liegezeit trotzdem immer ein Auge auf meine Kundschaft haben muss. Drei Stunden Liegezeit würde also auch meine Aufmerksamkeit in diesen drei Stunden binden.
Es gibt sehr versierte Kolleg*innen, die dann einfach parallel noch andere Kund*innen verarzten, aber ich persönlich mache das nicht oder höchst selten, zum Beispiel dann, wenn Kund*innen in einem öffentlichen Bereich eines Studios einfach „ausgestellt“ sein möchten, und andere Kolleg*innen die Person ebenfalls im Auge behalten können.
Wenn nämlich ausgerechnet während ich einem Gast ordentlich den Popo versohle, die Kundin mit der Liegezeit einen Krampf oder ein anderes (medizinisches) Problem hat, was natürlich eine sofortige Reaktion von mir erfordert, dann muss ich eine Session unterbrechen für die jemand gutes Geld bezahlt hat. Das passt nicht zu meinen Qualitätsansprüchen. Anders ist es natürlich, wenn es sich um eine sogenannte „Gemeinschaftssession“ handelt, bei der zwei oder mehrere Personen zusammen Session- und Liegezeit gebucht haben. In so einem Szenario kann ich dann zwischen den Personen „wechseln“, da sie üblicherweise auch im selben Raum sind, und wer gerade nicht dran ist, kann in seiner Liegezeit auch noch etwas die Show genießen.
Kurz zusammengefasst:
Liegezeit kann eingesetzt werden, um eine Session zu verlängern, die sonst um einiges teurer werden würde. Sie eignet sich allerdings nicht, wenn man sich schnell langweilt und durchgehend Interaktion möchte.