Dauerhafte „Sklav*innen“ der Domina

Vorneweg ein Disclaimer:

Ich zögere immer wieder, die Begriffe „Sklave“ oder „Sklavin“ zu benutzen, denn bei meinem Kontext handelt es sich ja um eine Spielart, respektive zwischenmenschliche Beziehung mit Machtgefälle auf freiwilliger Basis. Oft überlege ich, ob ich nicht einen anderen Begriff finden kann, der mir nicht so das Gefühl gibt, dass eine furchtbare rassistische Realität damit verharmlost wird (auch wenn das nicht die Intention dahinter ist).

Nichtsdestotrotz ist es in meiner Branche eine Selbstbezeichnung vieler Kund*innen, weswegen ich für diesen Text erst einmal dabei bleibe. Meine eigenen Gäste versuche ich jedoch nach und nach „umzustellen“ und unter anderen möglichst nur Begriffe wie zb „Spielzeug“ / „Toy“ oder halt Sub für sie zu nutzen.

Aber nun zum eigentlichen Thema. Ich bekomme, wie vermutlich die meisten meiner Kolleg*innen, immer wieder Anfragen, ob ich nicht einen „festen Sklaven“ brauchen könnte. Der Wunsch ist recht weit verbreitet. Kürzlich las ich auch in einem Forum die Frage, wie es denn möglich gemacht werden könne, der Langzeit- oder eben feste Sklave einer Domina zu werden. Dazu möchte ich mal was aus meinem Blickwinkel als ebensolche Domina schreiben.

Sehr oft stammen diese Anfragen von Personen, die noch nie bei mir zu einer Session waren und mich entsprechend gar nicht kennen. Da beginnt das Problem schon für mich. Auch ich möchte in so einer Konstellation nicht austauschbar sein. Wer bei mir eine feste Versklavung anstrebt, soll bitte auch mich und nicht „irgendwen“ meinen oder eine Phantasie umsetzen wollen, die mit mir absolut nichts zu tun hat.

So eine Dynamik ist in der Regel nicht ganz oberflächlich, und ich kann sie mir beim besten Willen nicht mit irgendwem vorstellen. Deswegen ist es für mich persönlich auch nur denkbar, wenn ich mein Gegenüber schon gut kennenlernen konnte, und zwar im Rahmen von einigen gemeinsamen Sessions über einen längeren Zeitraum.

Neben solchen Startschwierigkeiten gehen die Ansichten, wie langfristige Sklavenhaltung gestaltet sein soll, doch massiv auseinander.

Monetäre Kompensation

Die selbsternannten Sklaven möchten – nicht immer, aber doch recht oft – keinen oder lächerlich wenig Tribut entrichten, wenn sie eine feste Herrin suchen.

Wo relativ klar ist, dass bei einer dauerhaften „Versklavung“ üblicherweise nicht weiterhin so hohe Stundenpreise erhoben werden wie bei einzelnen Besuchen im Studio, so sollte allerdings ebenfalls klar sein, dass wir in der Regel nicht privat suchen und definitiv auch eine monetäre Kompensation für unsere Zeit erwarten. Nicht so sexy (wenn man nicht gerade auf Findoms steht), aber wer das aus den Augen verliert, ist naiv.

Ja, über die Zeit entwickelt sich im Optimalfall auch eine persönlichere zwischenmenschliche Beziehung. Man lernt sich besser kennen. Aber wir sind halt auch nicht nur Dominas, deren Beruf und Berufung der Umgang mit (vermeintlichen) Sklaven ist, eine Aufweichung der professionellen Distanz beschädigt für manche Menschen auch das Machtgefälle, welches sie für diese Konstellation benötigen.

Unrealistische Vorstellungen

Die Sklaven möchten oft eben nicht nur alltägliche Dienste ausführen, sondern stellen sich unter „fester Sklave“ oft Lustspielzeug, Begleitung der Domina oder gar regelmäßige Sessions vor.

Tatsache ist, dass so ein fester Sklave vielleicht mal den Chauffeur spielen, Besorgungen machen, Dinge erledigen, Aufträge ausführen kann. Hin und wieder wird er eventuell als Accessoire an Veranstaltungen spazieren geführt oder auch in Sessions mit zahlender Kundschaft eingebaut. Aber der überwiegende Teil der Personen, die mich diesbezüglich angeschrieben haben, möchten im Grunde das haben, was allenfalls eine private Beziehung mit einer dominanten Frau erfüllen könnte – also regelmäßige Interaktion in Form von Sessions, das Eingebunden sein in die alltäglichen und vor allem privaten Belange der Dame, rund um die Uhr die Möglichkeit zum Kontakt haben usw. Manche möchten auch direkt einziehen und im Keller oder neben dem Bett angekettet werden und nur noch ihr „Sklavenleben“ führen. Woher sie dann allerdings das Einkommen haben sollen, ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, das überlegen sie sich in den seltensten Fällen. Es ist halt offensichtlich bei vielen ein unausgegorener und schlecht überdachter Wunsch. Für andere schlicht nur eine Wichsphantasie.

Sicher sind nicht alle so, aber recht viele haben diese naiven Vorstellungen. Mir kommt das dann eher vor, als ob viele dieser Personen eine regelmäßige Unterhaltung und Sessions möchten, ohne den entsprechenden Preis dafür zahlen zu müssen. Alternativ völlig realitätsfremd sind. Oder beides. Für mich ist das jedenfalls nicht gerade ansprechend.

Skurril wird das besonders dann, wenn sie etwas von 24/7-Versklavung phantasieren, und dann erstaunt feststellen, dass der Job, Familie und das eigene Sozialleben doch mehr Raum einnehmen als gedacht, und öfters die aufgetragenen Dinge gar nicht einfach umsetzbar sind.

Realität

Ich möchte gar nicht sagen, dass Herr*in-Sklavi*n-Beziehungen nie funktionieren! Dem ist nicht so. Ich kenne genug Kolleg*innen, die seit Jahren ihren festen Sklaven/ihre Sklavin und eine schöne und vertrauensvolle Beziehung zu ihnen aufgebaut haben. Aber das funktioniert nur, wenn man im Vorfeld die eigenen Vorstellungen sehr klar kommuniziert und den Umfang der Versklavung genau absteckt. Und wenn klar ist, dass das Privatleben der Herrin auch privat bleibt. Fast immer sind diese Sklav*innen in solchen Beziehungen vorher lange Zeit Stammkund*innen der jeweiligen Kolleg*innen gewesen und haben sich über die Zeit deren Vertrauen erarbeitet. Manchmal verschwimmen dann auch die Grenzen zwischen beruflicher und privater Beziehung. Das ist in meinen Augen ok, solange das von allen Beteiligten so gewollt ist. Ein Aspekt bleibt aber fast immer – der monetäre. Das muss, wie schon erwähnt, nicht dasselbe Honorar wie der reguläre Stundentarif für eine Session sein. Die wenigsten könnten sich das auf Dauer leisten. Aber ganz ohne monetäre Kompensation für die Zeit der Herr*innen laufen solche Beziehungen dann doch nicht ab.

Unterschied zwischen „fester“ und „privater“ Sklave.

Ich unterscheide das ganz massiv. Private Sklaven (oder in meinem Fall Subs) sind auch tatsächlich Spielpartner*innen, mit denen ich nie in irgendeiner beruflichen Beziehung gestanden habe, oder stehen werde. Da ist die Beziehung wie jede andere persönliche Beziehung zwischen Femdom und passivem Partner. Ich bin dann auch nicht die Domina, sondern investiere viel meiner privaten Zeit und das gerne.

Ein fester Sklave, der mich als Domina kennengelernt und mein Vertrauen erworben hat, ist eine gänzlich andere Sache. Auch da respektiere ich den Menschen, schätze den Sub und auch da kann ich eine Beziehung aufbauen, aber die Positionen bleiben immer klar – ich bin die Domina und ich werde für meine Zeit in irgendeiner Form auch entlohnt.

Für mich persönlich kommen feste Sklaven auch nur dann in Frage, wenn sie ohne Anhang sind, oder deren Partner*innen von der Dynamik wissen, zeitlich flexibel und auf dem Boden geblieben, was die Erwartungen angeht. Und natürlich muss ihnen klar sein, wenn sie zb. denselben Tribut für eine reguläre zwei- oder dreistündige Session für jeweils einen Monat entrichten, dass sie nicht das Rundum-Sorglos-Paket mit der Dauerbespaßung erwarten können. Die Zeit, die feste Sklaven in Anspruch nehmen, kann ich ja nicht in meine regulären Gäste investieren. Wobei ich gar nicht von „festen Sklaven“, also in der Mehrzahl schreiben sollte. Gut möglich, dass Kolleg*innen die Zeit für mehrere Sklav*innen nebeneinander haben. Mein Zeitbudget gibt allenfalls für einen, maximal zwei Menschen genug Zeit her, damit eine angemessene Interaktion auch gewährleistet ist, und ein Sklave nicht nur das „Schildchen“ Sklave von Madame Simone trägt, sondern tatsächlich auch spürt, dass diese Verbindung real existiert. Das gehört zumindest zu meiner Professionalität dazu.

Auch wenn das Arrangement anders aussieht als bei klassischen Sessions im Studio – ich habe schon den Anspruch, im vereinbarten Rahmen auch meinen Teil der Beziehung zu erfüllen, sonst lohnt es sich ja auch absolut nicht für den oder die Sklav*in. Ein Sammeln von möglichst vielen Sklav*innen, denen ich dann zeitlich überhaupt nicht mehr gerecht werden könnte, ist für mich ein No-Go, auch wenn es sich finanziell vermutlich lohnen würde auf Dauer. Aber auch hier gibt es Kolleg*innen, deren Zeitmanagement das durchaus hergibt. It’s just not for me.

Also – wenn es Euer innigster Wunsch ist, fester Sklave oder feste Sklavin einer Domina zu werden: Das ist nicht unmöglich. Unterschiedliche Kolleg*innen haben auch vollkommen andere Voraussetzungen oder Ansichten zu dem Thema. Aber eines ist, glaube ich, für alle Konstellationen zutreffend: Bleibt auf dem Boden und lasst Euch nicht von Euren Phantasien zu sehr beeinflussen.

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